Vorwort
Bei unseren Recherchen zum Ölziehen haben wir viele kontroverse Informationen zu diesem Thema gefunden, welche wir in den folgenden Zeilen anschaulich darlegen wollen. Diese seit Jahrtausenden angewandte Technik der aus Indien stammende Ayurveda, hat einen äußerst positiven Effekt auf die Mund- und Zahngesundheit. Gleichwohl geben bisher vorhandene Studien keine konkret belastbaren Ergebnisse, die diese „Überlieferung“ bestätigen könnnen. Eine übersichtliche Auflistung dieser Studien finden Sie unter: https://www.medizin-transparent.at/oelziehen-fettige-zahnhygiene-ohne-wirknachweis/. Die Studien lassen zwar durchweg positive Rückschlüsse zu, sind aber aufgrund der kurzen Studiendauer als mangelhaft zu bewerten. Langfristige Aussagen lassen sich hierdurch leider nicht tätigen.
Ob schlussendlich das Ölziehen an sich, wie seit Jahrtausenden praktiziert und überliefert tatsächlich einen positiven Einfluss auf die Mund- und Zahngesundheit haben, oder aber der Placeboeffekt für die vielen positiven Berichte verantwortlich ist, kann unserer Meinung nach zum jetzigen Zeitpunkt nicht eindeutig geklärt werden. Wir halten die überlieferte Technik des Ölziehens sowie die daraus gestärkte Mund- und Zahngesundheit jedoch für sehr plausibel.
Im Video erklärt Ihnen Andrea Winter (Dentalhygienikerin) von der WedeDent Zahnarztpraxis kurz und anschaulich was Ölziehen ist und warum es gut für den Körper, und hier speziell für die Mund- und Zahngesundheit ist.
Anleitung – so ziehen Sie richtig Öl
Ölziehen sollten Sie morgens direkt nach dem Aufstehen, auf nüchternen Magen und noch vor dem Zähneputzen. Denn über Nacht haben sich viele Toxine, Bakterien und Krankheitserreger in Ihrem Mund angesammelt. Nehmen Sie dazu ein Esslöffel voll Öl Ihrer Wahl in den Mund und bewegen Sie das Öl hin und her. Ziehen und saugen Sie das Öl durch Ihre Zähne und legen Sie hin und wieder eine kurze Pausen ein. Die Pausen bleiben nicht ungenutzt, hier wirkt das Öl in die Schleimhäute ein, und hat Gelegenheit auch in die Zahnfleischtaschen einzusickern um dort Keime und Bakterien zu eleminieren.
Idealerweise reservieren Sie sich für die morgendliche Routine mindestens 15 besser noch 20 Minuten. Diese Zeit ist nötig, damit das Öl in die Zahntaschen und bis in die letzte Ritze sickern kann. Das mit Speichel verschmischte antibakterielle Öl-Gemisch hat so genügend Zeit um Schlacken, Toxine und Bakterien aus dem Mund- und Zahnbereich zu entfernen und kann seine Wirkung optimal entfalten. Zeitgleich wird Ihr Zahnfleisch nach dieser intensiven Massage wieder besser durchblutet.
Das toxische Gemisch aus Öl und Speichel ist nach der Anwendung milchig weiß. Schlucken Sie es nicht herunter und gurgeln Sie damit auch nicht. Sobald Sie die Anwendung beendet haben, spucken Sie das Öl aus und spülen den Mund mit warmen Wasser aus. Direkt im Anschluss putzen Sie Ihre Zähne wie gewohnt.
Tipp: Vermeiden Sie es das Öl direkt in den Abfluss zu spucken, da es sich dort an den Rohren absetzt, aushärtet und womöglich mit der Zeit Ihren Abfluss verstopft. Geben Sie das Gemisch aus Öl und Speichel statt dessen in ein Küchen- oder Taschentuch und entsorgen Sie es über den Hausmüll. Weit verbreitet ist auch die Annahme das die toxischen Stoffe welche im Öl gebunden sind das Abwasser im Wasserkreislauf belasten. Da jedoch die abgegebenen Mengen an Stoffen über andere Ausscheidungen weit aus größer sind, können wir dieser Annahme nicht folgen.
Gegen diese Beschwerden hilft Ölziehen
- Zahnfleischentzündung und Parodontitis
- Zahnbelag und Karies
- Zahnschmerzen
- Mundgeruch
- Mundtrockenheit
Neben den genannten Beschwerden wird Ölziehen auch bei vielen weiteren Leiden eingesetzt, worauf jedoch wegen der Komplexität an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden kann. Erwähnt seien hier auszugsweise und nicht abschließend vollständig: grippale Infekte, Erkrankungen verschiedener Organe und/oder des Blutes, Schlaflosigkeit, verschiedene Hautkrankheiten oder auch Frauenleiden (PMS).
Ölziehen gegen Zahnfleischentzündung und Parodontitis
Bei Zahnfleischentzündung und Parodontitis ist ein natives Sesamöl empfehlenswert. Dieses dringt von allen Ölen am tiefsten in das Gewebe im Mundraum ein. Sesamöl ist zudem reich an Mineralstoffen, Spurenelementen, Lecithin, Cholin und Kalzium und kann speziell bei Zahnfleischentzündung und Parodontitis durch seine stark antioxidative Wirkung sehr gut helfen.
Ölziehen gegen Zahnbelag und Karies
Beim Ölziehen wird der Zahnbelag reduziert und Karies bekämpft. Wichtig, die volle Wirkung kann das Öl erst nach 15 – 20 Minuten Anwendung entfalten. Diese Zeit benötigt das Öl um auch in die Zahnfleischtaschen und bis in die letzte „Ritze“ vorzudringen.
Ölziehen gegen Zahnschmerzen
Die antibakterielle Wirkung beim Ölziehen sorgt für eine ausgeglichene Mundflora und kann kurzzeitige Schmerzlinderung verschaffen. Auch hier empfiehlt sich eine Anwendung von mindestens 15 – 20 Minuten, damit das Öl seine volle Wirkung entfalten kann.
Ölziehen gegen Mundgeruch
Indische Wissenschaftler konnten in einer Studie aus dem Jahr 2011 belegen, dass das Ölziehen, ebenso wie Chlorhexidin, Mundgeruch bekämpfen kann. Genauer gesagt werden die für den Mundgeruch verantwortlichen Bakterien bekämpft, im Gegensatz zu Chlorhexidin jedoch ohne Nebenwirkungen. Bei der täglichen Routine werden die Bakterien nachhaltig bekämpft und die Population klein gehalten. Der positive Effekt von Ölziehen auf den Mundgeruch ist bereits nach wenigen Tagen deutlich spürbar.
Ölziehen gegen Mundtrockenheit
Durch das regelmäßige Ölziehen wird die Produktion des Speichels angeregt und kann so gegen Mundtrockenheit helfen. Ein der weiteren positiven Nebeneffekte ist, das auch die Lippen mit dem pflegenden Öl benetzt werden und so spröden und/oder rissigen Lippen entgegen, bzw. vorgebeugt wird.
Welche Öle sind zum Ölziehen geeignet?
Sie können alle haushaltsüblichen Speiseöle zum Ölziehen benutzen. Empfohlen werden klar biologisch einwandfreie, kaltgepresste Sorten**, bspw. Sonnenblumen-, Lein-, Sesam-, Weizenkeim-, Hanf-, Kokos-, Schwarzkümmel- und Olivenöl. Sie können sich auch eigene kompositionen anmischen oder auf fertige Mundziehöle** zurückgreifen.
Sesam ist eine der ältesten Ölsaaten und wird bei der klassischen ayurvedischen Variante genutzt. Von allen Ölen dringt das Seesamöl am tiefsten in das Gewebe im Mundraum ein und kann so am effektivsten wirken.
Ein Omega-3 Kraftpaket finden Sie im Leinöl. Wem der herbe Geschmack zu stark ist, mischt das Öl 1:1 mit einem anderen Öl, z.B. Kokusöl.
Kokosöl ist von allen Ölen nicht nur der klare Geschmackssieger, sondern es ist auch reich an Mineralstoffen, Spurenelementen, Vitaminen und Aminosäuren. Achten Sie immer auf ein hochwertiges Bio-zertifiziertes Produkt.
Ölziehen, Zähne putzen oder beides?
Ölziehen, Zähneputzen oder doch beides? Auf keinen Fall, ersetzt das Ölziehen die herkömliche Zahnpflege mit der guten alten Zahnbürste. Stattdessen sollte es täglich zusätzlich oder zumindest kurweise angewendet werden um die Mund- und Zahngesundheit zu unterstützen.